Wissenswert

Passen Kaninchen zu mir?

Mit der Anschaffung von Kaninchen übernehmen Sie für lange Zeit große Verantwortung. Das Durchschnittsalter beträgt 8 bis 10 Jahre (in Einzelfällen bis zu 15 Jahre). Deshalb muss die Anschaffung gut überlegt sein. Ein lebendes Tier ist kein Geschenk! Bitte bedenken Sie das!

Kaninchenkäfig

Allein in einem viel zu kleinen Käfig – traurig!

Kaninchen sind Gruppentiere und brauchen einen Artgenossen, mit dem sie kommunizieren, spielen und schmusen können. Nur auf diesem Wege können sie ein artgerechtes und glückliches Kaninchenleben führen. Die ideale Kombination zweier Kaninchen besteht aus einer Häsin und einem kastrierten Böckchen.

Zwei Häsinnen untereinander werden sich im Normalfall, selbst unter Geschwistern, ab der Geschlechtsreife nicht mehr verstehen. Es kann zu bösen Beißereien mit teilweise erheblichen Verletzungen kommen.

Zwei Böckchen untereinander können nur im kastrierten Zustand gemeinsam gehalten werden und dies meist auch nur in Ausnahmefällen, zum Beispiel unter Geschwistern.

Überlegen Sie sich, dass sogar wenn Sie sich täglich drei Stunden mit Ihrem Kaninchen intensiv beschäftigen, es immer noch 21 Stunden alleine ist. Wollen Sie das? Also: immer zu mehreren halten! Zwei Kaninchen machen unwesentlich mehr Arbeit als eines und sind viel glücklicher.

Kaninchen werden häufig als ideales Kindertier bezeichnet. Doch das ist nicht so! Kaninchen sind sehr empfindliche und stressanfällige Tiere. Lautes Kindergeschrei bedeutet absoluten Stress für die Tiere, ebenso wie das ständige Angefasstwerden durch Kinder.
Zudem muss den Eltern klar sein, dass es kein Spielzeug und Kuscheltier ist und regelmäßig und zuverlässig gepflegt werden muss. Als Eltern sind Sie immer die Hauptverantwortlichen, die sich um die Tiere kümmern müssen.

Da Kaninchen gelegentlich Allergien auslösen können, empfehlen wir, vor der Anschaffung von Kaninchen einen Allergietest durchzuführen. Es wäre doch schade für die Kaninchen und für Sie, wenn Sie sich bald wieder von Ihren neuen Hausgenossen trennen müssten.

Bitte überprüfen Sie vor der Anschaffung von Kaninchen auch Ihre eigenen Gewohnheiten! Wenn Sie gern rauchen, sind Sie nicht der geeignete Kaninchenhalter. Hören Sie gern laute Musik, dann sollte diese in der Nähe der Kaninchen nur noch dezent vernehmlich sein.

Wie halten Sie Ihr Kaninchen richtig?

Zeitbedarf: Wenn Sie mehrere Kaninchen halten, brauchen Sie im Grunde nicht viel Zeit. Eine Stunde intensive Beschäftigung täglich und mehrstündiger Auslauf reicht aus, aber die Kaninchen freuen sich natürlich über mehr Zuwendung! Rechnen Sie Zeit zum Gehege Reinigen mit ein: je nach Art der Einstreu,  Gehegegröße und Kaninchenanzahl sollte im Abstand zwischen 3 und 7 Tagen gesäubert werden. Die Toilettenecken sollten allerdings täglich gereinigt werden!

Eine artgerechte Innenhaltung ist nur in einem ausreichend großen Innengehege möglich. Käfighaltung schränkt die lebensfrohen Tiere viel zu sehr ein und ist daher abzulehnen. Auch bei Haltung in einem Innengehege sollte den Tieren mehrstündiger täglicher Auslauf in der Wohnung gewährt werden, damit sie ihren hohen Bewegungsdrang ausleben können (Aber: Vorsicht mit Kabeln, Pflanzen, die giftig sind etc.).
Ein oder mehrere Schlafhäuschen, ein feststehender Futternapf, eine Trinkflasche, besser aber ein Wassernapf und eine Heuraufe gehören zum Inventar. Mit etwas Fantasie und Geschick lässt sich der Platz im Gehege durch Gestalten mehrerer Ebenen erweitern (z. B. durch Verbinden der Häuschen mit Brettern, Anbringen von Rampen in die Höhe usw.). Gute Tipps zur Gehegegestaltung erhalten Sie auch in dem Buch „Kaninchen im Außengehege“ von Monika Wegler.

Aus unserer Erfahrung empfehlen wir als Einstreu für die Toilettenecken Stroh-, Holz- oder Hanfpellets. Diese sind zwar teurer, aber sehr saugfähig. Auch das handelsübliche Kleintierstreu ist geeignet (keine Holzspäne von der Schreinerei holen!) sowie Stroh. Für die Krallenabnutzung empfehlen wir einen Ytong-Stein (im Baumarkt erhältlich) im Gehege, z. B. als Kletterhilfe auf ein Häuschen anzubringen. Einmal im Monat sollten das Gehege und das Inventar desinfiziert werden (z. B. mit verdünntem Sagrotan auswaschen, oder mit Bactazol einsprühen).

Kaninchen werden manchmal nicht völlig stubenrein. Verzeihen Sie es Ihren Mitbewohnern von daher, wenn doch einmal etwas auf den Teppich geht. Beseitigen Sie vor dem Auslauf mögliche Gefahrenquellen (Elektrokabel, giftige Pflanzen, Elektrogeräte, Putzmittel, Türen gegen Zuschlagen sichern!). Im Sommer freuen sich Ihre Kaninchen auch über Freilauf im Garten. Dann sollte der Auslauf nach oben gegen Tiere (Katzen, Raubvögel) gesichert sein, und die Kaninchen müssen immer die Gelegenheit haben, sich in den Schatten zurückzuziehen. Auch nach unten müssen Sie das Gehege sichern, damit sich die Kaninchen nicht ausgraben. Kaninchen sind nämlich leidenschaftliche Höhlenbauer. ;-).

Kaninchen lassen sich auch problemlos draußen halten. Für die artgerechte Außenhaltung sind handelsübliche Außenställe völlig ungeeignet, da sie dem natürlichen Bewegungsdrang der Kaninchen in keiner Weise genügen. Sie können lediglich als freiwilliger Unterschlupf in einem artgerechten Außengehege dienen. Außengehege sollten wind- und wettergeschützt und gegen Eindringlinge aller Art gesichert sein. Die Tiere sollten mehrere Rückzugsmöglichkeiten haben und ebenfalls eine abwechslungsreiche Einrichtung.

Die Kaninchen sollten spätestens ab den Sommermonaten rund um die Uhr im im Außengehege sein, damit sie sich langsam an die kalte Jahreszeit gewöhnen können. Der im Gehege befindliche schützende Stall muss zugluftgeschützt und die Einstreu dick und trocken sein. Mit Kälte kommen die Tiere in geschützten Bereichen sehr gut zurecht, da sie sich gut an Kälte anpassen können. Abzuraten ist allerdings davon, die Tiere im Winter mit in die warme Wohnung zu nehmen und dann wieder nach draußen zu setzen. Mit diesen extremen Temperaturschwankungen kommen sie gar nicht zurecht und es kann sehr schnell zu einer Lungenentzündung kommen.

Das kranke Kaninchen:
Bei allen Krankheiten muss man unverzüglich den Tierarzt aufsuchen. Ernstzunehmende Krankheitsanzeichen sind Appetitlosigkeit, Durchfall, aufgetriebener Bauch, gesträubtes, stumpfes Fell oder haarlose Stellen, Schnupfen etc. Weiteres zu Krankheiten erfahren Sie in geeigneten Büchern (siehe Buchtipps).

Wir empfehlen, die Kaninchen regelmäßig zu wiegen und die Gewichte zu notieren. Gewichtsabnahmen deuten auf Zahnprobleme oder eine andere Erkrankung hin.

Fütterung in Kürze (Futterliste hier):
Kaninchen nehmen den ganzen Tag über bis zu 80 kleine Mahlzeiten zu sich. Deshalb sollte immer Heu in ausreichender Menge vorhanden sein (günstig als Ballen vom Bauernhof), genauso frisches Wasser. Frischfutter und bei Bedarf etwas Trockenfutter ergänzen den Speiseplan. Kaninchen brauchen keine Körner! Gutes Kaninchen-Trockenfutter enthält diese nicht, und auch von diesem Trockenfutter gibt man nur höchstens 1 Esslöffel pro Tier und Tag. Hauptnahrungsmittel ist HEU.

Frischfutter bitte nicht in großen Mengen verfüttern, da es zu schweren Verdauungsstörungen kommen kann. Futterumstellungen (besonders von der Winterfütterung mit Heu und Gemüse auf die Sommerfütterung mit Heu und Gras) sollten langsam und allmählich vorgenommen werden. Klee ist sehr blähend und sollte daher nur in sehr kleinen Mengen, wenn überhaupt gefüttert werden.

Kotfressen ist für Kaninchen eine lebensnotwendige Verhaltensweise. Sie brauchen Vitamine B und K, die im Blindarm gebildet werden.

Als Frischfutter eignen sich (nicht kühlschrankkalt und nicht feucht!): Gras sowie Möhrengrün, Sellerie- und Kohlrabigrün, die Blätter von Rettich und Radieschen sowie Kräuter (glatte und krause Petersilie), Löwenzahn, „Salate der Saison“ (kein Kopfsalat, enthält zu viel Nitrat! Besser sind Eisbergsalat, Endivien etc.), Karotten, Gurke, Tomaten, Apfel, Mais (Vorsicht, Dickmacher!), rote Beete, Fenchel, Paprika (enthält viel Vitamin C), Apfel, Chinakohl, Sellerie, Spinat, Abputz von Blumenkohl und Kohlrabi sowie Broccoli.

Wichtig: Nicht gefressenes Frischfutter sollte nicht zu lange im Gehege bleiben, da es sonst welk wird und bei Aufnahme durch die Kaninchen zu Koliken führen kann. Keinesfalls dürfen gegeben werden: Kohlgewächse (Weiß-, Rotkohl oder Rosenkohl) führen zur Aufgasung und damit schnell zum Tod.

Die Kombination eines Meerschweinchens mit einem Kaninchen ist keine artgerechte Haltung, da Kaninchen und Meerschweinchen untereinander ganz anders kommunizieren und sich daher von der Sprache her nicht verstehen können. Jedes der beiden Tiere, sowohl Kaninchen, als auch Meerschweinchen benötigen einen artgleichen Partner. Allerdings spricht nichts gegen eine Haltung mehrerer Kaninchen und mehrerer Meerschweinchen in einer Gruppe.

Und zum Schluss: Kaninchen können bei sanfter und liebevoller Behandlung auch zahm und anhänglich werden. Bedenken Sie aber trotzdem, dass Ihre Kaninchen im Grunde ihres Herzens „Fluchttiere“ sind und erschrecken Sie sie nicht unnötig durch hastige Bewegungen, Türgeknall oder sonstigen, unvermittelten Lärm.

Und nun: Viel Spaß mit Ihren neuen Hausgenossen!